Bonus Geschichte – In den Armen der Cyborgs

Danika, Prillon Prime
Das niedliche kleine Mädchen in meinen Armen gab den Kampf auf, die Augen offenzuhalten, und hatte das süßeste Lächeln auf dem Gesicht, während sie langsam in den Schlaf driftete.
Ihr Name war Daphne, und ihre Mutter lag neben uns in einem warmen Bett und schlief tief und fest. Der Schaukelstuhl—ich hatte darauf beharrt, dass jedes Zimmer der befreiten Frauen einen bekommen sollte, weil das Schaukeln für alle beruhigend ist, nicht nur für Babys—war gepolstert und weich, der Fußhocker hatte die perfekte Höhe für schmerzende Füße.
Zu jeder Zeit waren in diesem neuen Frauenzentrum zwei prillonische Krankenschwestern im Einsatz. Und eine weitere Betriebsleiterin, die dafür sorgte, dass die Erdenfrauen alles hatten, was sie brauchten; von frischen Handtüchern und neuen Kleidern bis hin zu ihrem Lieblingsessen. Jede Frau hatte inzwischen eine NPU bekommen, damit sie sich verständigen konnten, sowie eine Schulung in der Verwendung der ReGen-Stäbe und auch der S-Gen-Maschinen, die ihnen Kleidung herstellen konnten und auch sonst so ziemlich alles, was man brauchen oder wollen könnte.
Sie hatten alles, außer der Möglichkeit, nach Hause zurückzukehren und dort alles zu vergessen, was ihnen widerfahren war. Nicht einmal Prillon-Technologie konnte das bewerkstelligen.
Sie passten sich an, manche besser als andere, und gewöhnten sich langsam ein. Manche von ihnen wollten auf die Erde zurückkehren. Das war nicht möglich, nicht mit den Integrationen, die die Nexus-Einheit in ihre Körper gepflanzt hatte. Nicht, dass die Prillonen ihnen verboten hätten, auf die Erde zurückzukehren. Nein. Die Erde wollte sie nicht haben.
Eine gute Erinnerung daran, warum ich den verdammten Ort überhaupt verlassen hatte. Manchmal hasste ich Leute. Es gab nur einen Menschen auf der Erde, der mir etwas bedeutete: mein Bruder Josh. Ich vermisste ihn und fragte mich, ob ich ihn je wiedersehen würde, oder erfahren, wie es ihm ergangen war. Ich liebte ihn und vermisste seine Besuche im Gefängnis. Nicht, dass ich dorthin zurückwollte, aber ich liebte meinen kleinen Bruder. Ich war traurig darüber, dass ich wohl nie erfahren würde, ob er heiraten würde, Kinder bekommen, sein Studium abschließen. Ob er glücklich war.
Ich wollte wirklich, dass er glücklich war.
Meine Gefährten regten sich in meinen Gedanken, und ich spürte über unsere Gefährtenkragen, dass sie näherkamen.
Vorsichtig stand ich auf und legte das Baby in seine kleine Krippe neben dem Bett seiner Mutter, damit es schlafen konnte. Die Kleine zappelte noch ein wenig, bevor sie wieder in ihren niedlichen Schlummer sank.
Sie war ein wirklich hübsches Baby.
Und ich war so froh, dass sie nicht meins war. Ich liebte es, die Kleinen zu halten, ihren Müttern zu helfen, sie zu kuscheln und zu küssen. Und doch hatte ich keinerlei Bedürfnis, Mutter zu sein.
Doktor Helion—ich musste mich anstrengen, nicht zu vergessen, dass der Kotzbrocken ein echter Arzt war—hatte uns zu einer Besprechung geladen, wo er Primus Nial, Jessica und ihrem sekundären Gefährten—einem riesigen, furchterregenden Prillonen mit einer großen Narbe quer übers Gesicht—sowie uns dreien erklärte, dass er nicht empfehlen konnte, dass Thomar oder Varin Kinder zeugten. Solange die experimentellen Implantate noch in uns allen dreien aktiv waren und sich verbreiteten, hatten die Ärzte keine Ahnung, was passieren würde, wenn wir Kinder bekämen. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass meine Gefährten darüber unglücklich sein würden.
Stattdessen waren sie nur um mich besorgt gewesen. Als sie erfuhren, dass mich diese Tatsache nicht berührte, hatten sie mich ans Bett gefesselt und mich gefickt, bis ich meinen Namen vergessen hatte.
Es freute mich, wie sehr sie sich um mich sorgten.
Wir hatten alle zugestimmt, dass es das Risiko nicht wert war, Kinder zu bekommen, wenn dabei etwas schrecklich schieflaufen könnte, für mich oder das Kleine.
Ich konnte inzwischen mit beiden Gefährten telepathisch kommunizieren, selbst aus der Ferne. Das war eine Erfahrung, die zugleich sonderbar und beruhigend war. Sie konnten nirgendwo hin, wo ich sie nicht erreichen konnte.
Und was meine Gefährten betraf…
Mit einem Lächeln verließ ich leise das dämmrige Zimmer und schlüpfte in den Korridor des neuen Frauenzentrums. Meine Gefährten standen wartend im Korridor.
„Danika, geht es dir gut?“, fragte Varin. „Wir haben deine Traurigkeit gespürt.“
Oh ja. Wir waren so richtig, richtig miteinander verbunden. Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und zeigte ihm ganz genau, wie wunderbar ich mich fühlte.
Thomar stand mit verschränkten Armen daneben und zog eine Augenbraue hoch, als ich Varin losließ. Ich grinste ihn an und begrüßte ihn auf die gleiche Weise.
Bei Gott, ich liebte diese beiden Krieger so sehr, dass es wehtat.
Als ich Thomar endlich losließ, war sein harter Schwanz an meinen Bauch gepresst, und Varin sah mich an, als würde er mich von oben bis unten ablecken wollen—wieder einmal. Ich nahm meine beiden Gefährten an den Händen und führte sie von den Privatquartieren weg, hin zum Palast von Primus Nial, wo wir nun eine Suite ganz für uns alleine hatten.
Thomar ließ meine Hand los, um mir liebevoll über den Rücken zu streicheln, über den Stoff meines frisch generierten violetten Kleides. Es war schulterfrei, eng in der Taille, und fiel dann in weichen, seidigen Falten zu meinen Knöcheln hinunter, die in geschmeidigen violetten Stiefeln steckten. Ich fühlte mich wie eine Feenprinzessin. Nach all den Jahren in grober Gefängniskleidung trug ich nun die zartesten, hübschesten Sachen, die ich generieren konnte. Ich liebte die S-Gen-Maschine. Liebte sie.
„Du bist umwerfend, und ausgesprochen sexy, in den Farben der Arcas.“ Thomar lächelte. Das tat er dieser Tage recht oft.
„Danke.“ Ich drückte seine Hand, und wir durchquerten den Innenhof zu einem Seiteneingang des Palastes. Mehrere Krieger dort trugen violette Gürtel oder Manschetten an ihren Tuniken. Als wir vorübergingen, verneigten sie alle den Kopf, nur ein kleines Stück, als Zeichen des Respekts vor mir und meinen Gefährten.
Die Besitznahme in der Arena hatte Thomar, der zuvor schon berüchtigt gewesen war, zu einer ausgewachsenen Legende gemacht. Auch Varin wurde nun anerkannt und wie ein Prinz behandelt, wo immer er erschien. Sie hatten es verdient, so verehrt zu werden. Angebetet. Respektiert. Meine Gefährten hatten für diese Leute alles geopfert. Alles.
Wir betraten den Palast, und ich war überrascht, dort meine neue beste Freundin Jessica mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf mich warten zu sehen. Sie klatschte die Hände zusammen, als sie uns sah. Varin drückte mir die Hand.
„Erfolgreich?“, fragte er.
„Ja. Er wartet in meinem Arbeitszimmer.“
Thomar und Varin hatten ihre Emotionen sorgfältig weggesperrt, und ich blickte sie alle verwirrt an. Jessica—wer hätte es gedacht, dass ich die beste Freundin einer Königin werden würde—sah aus, als würde sie gleich vor Aufregung platzen.
„Was? Wer wartet?“
„Komm mit. Du wirst schon sehen!“ Jessica packte mich an der Hand und zerrte mich hinter sich her zu ihrem persönlichen Arbeitszimmer. Thomar und Varin folgten einen Schritt hinter uns, und ihre Gedanken und Gefühle verrieten rein gar nichts.
Sie führten etwas im Schilde.
Jessica öffnete die Tür zu ihrem Arbeitszimmer und trat zur Seite, und deutete mir, dass ich zuerst eintreten sollte.
Neugierig betrat ich ihr privates Zimmer und stand plötzlich Josh gegenüber, sein grinsendes Gesicht auf einem riesigen Bildschirm, der die halbe Wand einnahm.
Ich erstarrte. „Josh?“
„Hallo, Schwesterchen.“
Ich war so verblüfft, dass ich nicht sprechen konnte, und Tränen liefen über meine Wangen. Thomar und Varin traten hinter mir herein, und jeder legte mir eine Hand auf die Schulter. Dann stellten sie sich der Reihe nach meinem kleinen Bruder vor.
Jessica schloss leise die Tür und ließ uns alleine, und Josh und ich starrten einander an. Ich war schockiert, ihn zu sehen, aber auch sein Mund stand offen.
„Du liebe Scheiße, Danika. Du siehst umwerfend aus. Ich freue mich so für dich.“
„Danke.“ Ich drehte mich herum und blickte meine beiden Gefährten an—mein Herz strahlte mir aus den Augen, und meine Liebe für die beiden explodierte über die Kragen in ihnen—bevor ich sie vorstellte. Josh, Thomar und Varin begrüßten einander, und dann starrten Josh und ich einander weiter an. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. „Ich habe dich vermisst. So sehr.“
„Du fehlst mir auch. Doch dann stand plötzlich dieser riesige Kerl namens Tane vor meinem Studentenwohnheim. Er hatte ein Tablet in der Hand und sagte mir, immer wenn ich dich sprechen möchte, muss ich nur auf dein Bild auf diesem Schirm tippen. Und hier bin ich nun!“
„Tane?“ Ich drehte mich zu Thomar herum. „Wer ist Tane?“
„Er ist ein atlanischer Kampflord, der derzeit auf der Erde verweilt und dort bei diesem Gefährten-Theater mitmacht. Wir haben ihn gebeten, uns diesen Gefallen zu tun.“ Ich würde gleich vor Rührung schmelzen.
„Gott, ich liebe dich.“ Ich drehte mich zu Varin herum, der gewiss auch eine Rolle gespielt hatte. „Dich auch. Ihr seid zu gut zu mir.“ Ich konnte sie spüren, und ihre Freude darüber, dass ihr geheimer Plan mir Freude machte.
„Niemals.“ Varin küsste mich auf die Schläfe, und ich lehnte mich an ihn, bis Josh sich räusperte.
„Er ist für das Bachelor Biest auf der Erde“, sagte Josh. „Sie machen schon Werbung für die nächste Staffel. Anscheinend ist Tane als Nächster dran. Ich habe im Internet nach ihm gesucht, nachdem er hier aufgetaucht ist. Kampflord ist ein guter Ausdruck. Er ist riesig. Also, absolut gewaltig.“
„Er ist ein Atlane“, sagte ich, als würde das alles erklären. Tja, das tat es eben. „Wie ist die Uni? Wie geht es dir? Hast du jemand Besonderen? Hast du Freunde gefunden? Bist du glücklich?“
„Ein paar meiner Kurse sind ganz schön schwer, aber ich hab meinen Spaß.“
Tränen. Viele Tränen. Ich war so glücklich. Josh. Ich redete mit Josh. Ich würde ihn nicht verlieren.
Thomar und Varin küssten mich beide, und ich wusste, dass sie mich alleine lassen würden, damit ich mich in Ruhe mit meinem Bruder unterhalten konnte. Ich war beinahe sprachlos über das Geschenk, das sie mir gemacht hatten.
Als sie gingen, schluckte ich den Kloß in meiner Kehle hinunter und rief ihnen hinterher. „Krieger?“
Sie drehten sich beide auf der Stelle herum, auf halbem Weg zur Tür.
„Ja, Liebste?“, sagte Thomar.
„Ich liebe euch, und ich werde euch genau zeigen, wie sehr, wenn ihr von eurer Ratsbesprechung nach Hause kommt.“
Sie lächelten, verbeugten sich vor mir und gingen, die Tür hinter sich schließend. Aber sie waren nicht wirklich weg. Ich konnte sie immer noch spüren.
Liebe. Verlangen. Glück. Unsere Kragen schufen einen enormen Eintopf aus Chaos und Feuer und Glück. Thomar und Varin gehörten mir. Ich gehörte ihnen.
Wir waren zu Hause.