Bonus Geschichte – Starfighter Befehl

Buchdeckel für Starfighter Befehl von Grace Goodwin

Lily, London, Großbritannien

Lily, hier ist Mia. Das Spiel ist echt. Jamie ist mit Alexius auf Velerion. Ich gehe jetzt mit Kass. Beende das Spiel. Darius wird zu dir kommen.

Ich starrte die SMS an, die mir Mia neulich geschickt hatte, so wie ich es seitdem hunderte Male getan hatte. Ich hatte meine Chance versäumt. Anscheinend hatte ich Mia verpasst, denn sie hatte auf nichts geantwortet, das ich ihr nach dem ersten Mal geschrieben hatte. Ich hatte sie gefragt, ob es ein Scherz sei.

Sie hatte mir versichert, dass sie es ernst meinte. Sie hatte ‚Wir sehen uns auf Velerion‘ getextet.

 Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie sie an meine Handynummer gekommen war. Allerdings war sie eine Polizistin oder Spionin. Irgendetwas in der Art. Ich wusste, dass sie mir nicht die Wahrheit erzählen würde, daher hatte ich nicht gefragt. Aber sie hatte meine Handynummer ausfindig gemacht und mir diese eine SMS geschickt. Eine.

Und was bedeutete das? War es wahr? War sie auf einer weiteren Geschäftsreise nach China, wo sie keinen Handyempfang haben würde?

Mia war analytisch. Sie dachte schwarz und weiß. Ich nicht. Wohingegen Mia stets einen kühlen Kopf bewahrte, brodelte es in mir. Ich handelte aufgrund von Emotionen.

„Unterdrückte Emotionen.“ Ich funkelte den Ring meiner Großmutter finster an, der seit meinem sechzehnten Geburtstag und ihrem sechsundsiebzigsten an meiner rechten Hand ruhte. Wir teilten uns diesen besonderen Tag und ich hatte mir mein ganzes Leben anhören dürfen, dass ich an ihrem sechzigsten Geburtstag geboren worden war. Da ihre Lieblingsblume eine Lilie, auf Englisch Lily, war, hatte ich diesen Namen bekommen. Berichten meiner Verwandten zufolge, war sie überglücklich gewesen.

Seitdem war sie jeden Tag eine kühle, reservierte und wertende Matriarchin gewesen. Sie herrschte praktisch über unsere Familie, kümmerte sich um das Geschäft meiner Eltern und führte ihr eigenes Imperium mit eiserner Faust. Gefühlsausbrüche wurden in ihrem Haushalt nicht geduldet.

Gott sei Dank war ihr Anwesen riesig. Dennoch war ich dankbar gewesen, es für das Internat verlassen zu können, und nur widerwillig zurückgekehrt. Meine Großmutter schien, meiner bescheidenen Meinung nach, im falschen Land geboren worden zu sein.

Internat war eine Sache. Zu einem anderen Planeten zu reisen?

„Das kann nicht echt sein.“ Aber was, wenn…

Mia war niemand, der Scherze machte. Fluchen wie ein Kesselflicker? Jeden einschüchtern, gegen den wir spielten? Definitiv. Aber sie war niemand, der scherzte. Oder log, soweit ich das beurteilen konnte.

Jamie war verschwunden. Jetzt war auch Mia fort. Interpol hatte mich wegen der SMS befragt. Sie hatten ihre letzte Nachricht aufgespürt und vor einer Woche an meine Tür geklopft.

Ich hatte ihnen die Wahrheit erzählt. Dass sie von einem Videospiel gesprochen hatte.

Jetzt glaubten sie wahrscheinlich, dass Mia unter einer psychischen Krankheit litt und irgendwo durch die Straßen wanderte und von Aliens und der Dunklen Flotte und Kass faselte.

„Verflucht noch mal.“ Was für ein Schlamassel. Sie und Jamie mochten mich für eine zarte, englische Rose halten. Ich war alles andere als das. Wenn sie mich jemals persönlich kennenlernen würden…

Ich stand auf und tigerte durch mein Schlafzimmer. Denk. Denk nach!

Mia wäre nicht so grausam und würde mir das schreiben und mich dann einfach hängen lassen. Falls sie das geschrieben hatte, dann hatte sie es auch ernst gemeint. Jamie war verschwunden. Mia hatte versprochen, sie zu finden. Die Nachricht sagte, sie hätte sie gefunden. Auf Velerion!

Auf einem fake Planeten aus einem Videospiel!

Ich starrte auf meinen Fernseher, auf den Gamecontroller auf dem Wohnzimmertisch. War das der Zugang, den ich brauchte, um zu meinen Freundinnen zu gelangen? War das Spiel zu beenden, wirklich die einzige Möglichkeit, sie jemals persönlich kennenzulernen?

Zum Teufel, bestand tatsächlich eine Möglichkeit, dass ich Darius treffen würde?

Ich schaute zur Decke, stemmte die Hände in die Hüften und holte tief Luft. Ich war verrückt. Darius. Der heiße, velerische Titan, der Mann, den ich als meinen Partner im Spiel ausgesucht hatte, der sexy Alien, nach dem ich mich heimlich verzehrte. Jamie und Mia waren nicht die Einzigen, die für ihre digitalen Teamgefährten schwärmten und sich nach ihnen sehnten.

Ich wollte Jamie finden. Ich wollte Mia finden. Ich wollte Darius. Ich musste bloß das Spiel beenden, hatte Mia gesagt.

Das Spiel beenden.

Darius wird zu dir kommen.

Ich ließ mich auf mein Sofa fallen. Was, wenn Darius tatsächlich zu mir kam und nicht mochte, was er vorfand? Ich war mir nicht sicher, ob ich mit dieser Art von Zurückweisung umgehen könnte. Ich war seit Monaten von ihm besessen, seit ich das Spiel begonnen hatte. Ich bemerkte echte Menschenmänner aus Fleisch und Blut nicht einmal mehr. Sah sie nicht einmal an. Und das machte mich zur größten Loserin von allen.

Aber was, wenn er echt war und mich nicht wollte…

„Mist.“

Ich nahm den Controller in die Hand und loggte mich in das Spiel ein. Ich musste noch eine Mission beenden. Eine. Eventuell würde ich ein paar Versuche dafür brauchen, wenn es meine Nervosität für mich versaute.

Das Spiel beenden. Darius würde zu mir kommen. Mich nach Velerion bringen. Ich würde Jamie treffen. Mia treffen. Mich um den Verstand vögeln lassen.

Das war es, was ich wollte. Das wollte ich wirklich. Keine Diskussionen mehr. Keine Angst mehr. Ich konnte wie mein Charakter im Spiel sein. Furchtlos. Mächtig.

Ich sprang auf und rannte in meinen Schrank, um meinen Koffer zu holen. Wenn ich nach Velerion gehen würde, musste ich einen Koffer packen.

Dann würde ich die Sternenkämpfer Trainingsakademie abschließen. Das würde ich tun. Nachdem ich meinen sexiesten Slip eingepackt hatte.